Robert Flader hat geschrieben:
Flotte Klänge sorgen für neuen Glanz
Foto (Michael Jaspers): Noch wird gewerkelt, doch das Kultur-Fest wirft bereits seine Schatten voraus: Alois Poquett (v.l.), Barbara Plessmann und Dietrich Roth freuen sich auf die neue Kulturreihe auf Gut Hebscheid.
Noch erstrahlt auf Gut Hebscheid längst nicht alles in neuem Glanz. Die letzten Kieselsteine werden gerade peinlich genau verlegt, damit der Weg zur Bühne exakt hergerichtet ist.
Am Rand müssen die kleinen Zierpflanzen noch in die Erde eingesetzt werden. Auf der Bühne fehlen noch die Instrumente. «Es gibt noch einiges zu tun, bevor wir hier richtig loslegen können», sagt Alois Poquett und lächelt. Der Geschäftsführer des Integrationsprojektes «Via in Aachen» nimmt die schweißtreibende Arbeit gerne auf sich, «schließlich wollen wir uns in diesem Jahr endlich einem größeren Publikum präsentieren.» Und da muss der optische Eindruck nunmal stimmen. «Da darf kein Grashalm auf dem anderen stehen», scherzt Poquett.
Doch das Gewand des Biohofes ist längst nicht alles, auch wenn spätestens für den 30. April alles hergerichtet sein muss. Als «Tanz in den Mai» startet dann nämlich eine ganz neue Veranstaltungsreihe, bei der sich alles um Integration dreht. Das ist es, worum es «Via» geht. Obwohl Integration vielleicht doch das falsche - weil längst veraltete - Wort ist. «Inklusion trifft es besser. Bei uns arbeiten Menschen mit Behinderung und ohne absolut gleichberechtigt mit- und nebeneinander», ergänzt Poquett. «Barrierefrei und ohne zusätzliche Hilfen.»
Bereits seit 1999 ist die idyllische Gutsanlage an der deutsch-belgischen Grenze (Zufahrt über Monschauer Straße, dann Abzweig «Grüne Eiche») das Zuhause des Integrationsprojektes. Seit rund zehn Jahren gibt es die einige tausend Besucher zählenden Hoffeste. «Aber wir wollen öfter im Jahr Veranstaltungen mit Musik und Ausstellungen anbieten und vor allem Leuten aus dem Stadtgebiet zeigen, was wir hier machen.»
Beim Start in die neue Veranstaltungsreihe sollen die bekannte Aachener «Somebody Wrong Bluesband» und die Remscheider Combo «Melo-rhys» für Stimmung sorgen (siehe Box). «Wir hoffen, noch mehr Leute bei uns zu begrüßen, um so für ein wenig Abwechslung zu sorgen. Aber vor allem, um zu zeigen, wie wir funktionieren und arbeiten.»
Arbeiten und mit anderen Menschen in Kontakt kommen, das ist es, worum es dem Integrationsprojekt geht. Rund 70 Personen sind heute auf Gut Hebscheid beschäftigt, 30 davon als Festangestellte, Verkäufer, Bauarbeiter, Gärtner oder Verwaltungsbeamte. «Wir ermöglichen unseren Mitarbeitern neben Ausbildungen auch Umschulungen und Qualifizierungsmaßnahmen», ergänzt Prokurist Dietrich Roth. Vor allem die selbst angebauten Bioprodukte «sind ein echter Renner und eine wirkliche Alternative zu den Dingen aus dem Supermarkt».
Einziges Problem: Auch wenn «Via in Aachen» in diesem Jahr neun Ausbildungsplätze anbieten kann, es mangelt an potentiellen Bewerbern. Und dass, «obwohl Menschen mit Behinderung auch leistungsfähige Mitarbeiter sind».
Genau das will «Via in Aachen» mit vielen neuen Festen zeigen und - ganz unbescheiden - ein wenig Werbung in eigener Sache betreiben.