Schachfigur aus dem 12. Jh.

Was geht im Mittelalter?
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Norbert von Thule
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Schachfigur aus dem 12. Jh.

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Fotos: DAPD Telekom (links) und Spiegel (Mitte), Landschaftsverband Westfalen-Lippe (rechts)
Lippische Landes-Zeitung hat geschrieben:
Mittelalter - Einzigartige Schachfigur auf der Falkenburg entdeckt


Archäologen finden Objekt aus dem späten 12. Jahrhundert

Überraschung bei Grabungen an der Falkenburg: Archäologen haben bei ihren Arbeiten in den ehemaligen Wohngebäuden der Burgbewohner eine kunstvoll gearbeitete Schachfigur von internationalem Rang entdeckt.
Ein einfacher Holzbau aus dem späten 12. Jahrhundert, den die Wissenschaftler zunächst für eine Bauhütte bei der Errichtung der Burganlage gehalten hatten, entpuppte sich im Verlauf der Ausgrabung nicht nur als das erste Gebäude auf dem Burgberg, sondern als das erste Heim von Bernhard II. zur Lippe. Wahrscheinlich ein Provisorium, in dem er während der Bauphase der Burganlage wohnte.
"Ausgerechnet in diesem Gebäude, das zunächst so unscheinbar wirkte, haben wir die bislang frühesten und schönsten Funde gemacht", so Grabungsleiter Dr. Hans-Werner Peine. "Neben Hausrat wie Scheren und einfacher Gebrauchskeramik fanden wir hier auch kunstvoll gearbeitete Möbelbeschläge aus vergoldetem Buntmetall - ein eindeutiges Zeichen dafür, dass dieses Gebäude der hochrangigsten Person auf der Burg vorbehalten war."
Der Höhepunkt für die Wissenschaftler war laut einer Mitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe eine zehn Zentimeter große, aus Knochen kunstvoll geschnitzte Figur, die ebenfalls in dem Holzbau gefunden wurde: "Diese Figur, die wir anhand der Kleidung als Darstellung eines Bischofs identifizieren können, ist in dieser Ausführung ein extrem seltener Fund", weiß Kreisarchäologin Dr. Elke Treude vom Lippischen Landesmuseum. "Solche Spielfiguren waren im Hochmittelalter meistens stark stilisiert - so naturgetreu gearbeitet gibt es nur eine handvoll vergleichbarer Funde auf der ganzen Welt."
Der Bischof saß ursprünglich auf einem Thron, der ebenso wie der Kopf der Figur verloren gegangen ist, und besetzte im Spiel die Position des Läufers. "Im 12. Jahrhundert wurden die stilisierten Figuren mit militärischer Bedeutung, wie sie im Orient üblich waren, im europäischen Raum durch Figuren des wirklichen Lebens ersetzt", meint Grabungsleiter Dr. Hans-Werner Peine. "Statt Streitwagen und Streitelefanten eroberten dann Könige und Bischöfe, Ritter und Bauern das Schachbrett."
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