Druiden

Was geht im Mittelalter?
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Gawen
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Beitrag von Gawen »

Direkte Überlieferungen von den Druiden der Antike sind uns nicht bekannt. Der Grund dafür ist aber nicht, dass diese Analphabeten gewesen wären, sondern dass die Druiden ihr Wissen ausschließlich mündlich an ihre Schüler weitergaben. Es existieren etliche frühmittelalterliche Texte aus Wales, Irland und Schottland, die mit druidischer Überlieferung in Verbindung gebracht werden. Jedoch handelt es sich dabei zumeist um mythologische Themen, die bereits christlich beeinflusst sind und nur sehr bedingt Rückschlüsse auf das antike Druidentum erlauben.

Von Plinius dem Älteren überliefert ist die Tradition des weißgekleideten Druiden, der mit der goldenen Sichel Mistelzweige in Eichen schneidet; daneben berichtet Plinius vom Stieropfer, dem der Druide vorstand. Die Mistel wurde von den Druiden als heilige Pflanze geschätzt. Auch wenn als Grund dafür immer wieder ihre Wirkung als Heilpflanze angeführt wird, ist dies als alleiniger Grund eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher war es die Beobachtung, dass die Mistel auch im Winter, wenn alles andere pflanzliche Leben erstorben zu sein scheint, noch grün auf den Bäumen wächst.

Schon zuvor hatte Julius Caesar im „Gallischen Krieg“ Druiden erwähnt; dieser Bezug weist Parallelen zu einer Darstellung des Poseidonius (135-51 v. Chr.) auf, der ein hellenistisch idealisiertes Bild der Druiden als Philosophen malt.

Mit der Eroberung keltischer Länder (Iberien, Gallien, Britannien) durch das römische Reich schwand der Einfluss der Druiden. Eine letzte Hochburg auf der nördlich von Wales gelegenen Insel Anglesey (Ynys MÁ´n) wurde im Jahre 60 n. Chr. von den Römern zerstört. Letzte historische Berichte aus dem Irland des frühen Mittelalters zeigen einige okkulte Praktiken der Druiden auf. Es entsteht das Bild der Druiden in angesehener gesellschaftlicher und politischer Stellung. Sie galten als Mittler zwischen Menschen und Göttern, dabei soll es auch Ritualmorde gegeben haben.

Erzählungen, bei denen Druiden auch Teile aus den menschlichen Körpern heraushackten und Menschen in einem Weidegeflecht, das Abbilder von Götter darstellte, als Brandopfer darbrachte werden von der heutigen Wissenschaft als meist römische, antikeltische Propaganda entlarvt.

Gleichzeitig sprachen sie in Rechtsangelegenheiten, hatte Aufgaben in der Lehre und war in der Geschichte und Kultur der Kelten bewandt. Auch der keltische Barde hatte vortragende Aufgaben; dass Barden und Druiden verschiedene Ränge einer speziellen Organisation seien, lässt sich nicht belegen. Auch wenn es Romantiker nicht wahr haben wollen, sind jedoch die Menschenopfer der Druiden sehr gut belegt. Zuverlässige Zeitzeugen wie Sextus, Tacitus und Plinius sind nur einige davon.

Druiden
Aus den oberen Gesellschaftsschichten stammten wahrscheinlich auch die Druiden, der keltische Priesterstand. Um das Druidentum ohne moderne (verstellende) Esoterik zu beschreiben, soll hier der Originaltext verwendet werden. Caesar schreibt u. a.: „Den Druiden obliegen die Angelegenheiten des Kultus, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die religiösen Vorschriften. Eine große Zahl von jungen Männern sammelt sich bei ihnen zum Unterricht, und sie stehen bei den Galliern in großen Ehren.“ (Caesar: De bello gallico, VI, 13). Überhaupt bescheinigte Caesar den Kelten eine tiefe Religiösität (Caesar, De bello gallico, VI, 16)).

Sie bildeten gleichsam die intellektuelle Schicht des keltischen Gesellschaftssytems. Von den antiken Quellen und überlieferten Mythen keltischen Ursprungs wissen wir über deren Vormachtstellung auch gegenüber der Oberschicht der Fürsten. Die Ausbildung zum Druiden dauerte lange, nach Caesar gelegentlich bis zu zwanzig Jahre: „Die Druiden nehmen in der Regel nicht am Krieg teil und zahlen auch nicht wie die Übrigen Steuern. [...] Diese großen Vergünstigungen veranlassen viele, sich aus freien Stücken in ihre Lehre einweihen zu lassen, oder ihre Eltern und Verwandte schicken sie zu den Druiden. Wie es heißt, lernen sie dort eine große Zahl von Versen auswendig. Daher bleiben einige 20 Jahre lang im Unterricht.“ (Caesar, De bello gallico, VI, 14)

Neben ihren priesterlichen Funktionen hatten die Druiden aber auch durchaus weltliche Pflichten und Privilegien. Ihnen oblag die Rolle des Lehrers, Mediziners, Naturforschers und Richters. Laut Caesar (VII 33,3) war die Exkommunikation (d. h. der Ausschluss von den Opferbräuchen) die schwerste der denkbaren Strafen. Die Druiden wären für ihre Gerechtigkeit bekannt, rühmte Strabon (IV, 4,4).

In Wales, welches jedoch nur eingeschränkt als keltisch bezeichnet werden kann, soll es auch weibliche Druiden gegeben haben. Diese Angaben stammen aber aus wesentlich jüngeren Quellen. (Solin)

Anmerkung: Bei Fragen der keltischen Religion ist bei modernen Veröffentlichungen (wenn sie nicht archäologisch ausgerichtet sind) Vorsicht geboten, da moderne esoterische Bewegungen sich gerne mit dem Prädikat keltisch schmücken, ohne dass tatsächlich keltische Bezüge bestehen.

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Christiane
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Beitrag von Christiane »

Anstatt derart ausführliche Wikipedia-Texteauszüge ins Forum zu stellen würde auch ein Link dorthin reichen für all diejenigen, die das interessiert.
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Gawen
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Beitrag von Gawen »

ok beim nächsten mal send ich einen link
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Norbert von Thule
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Beitrag von Norbert von Thule »

Die Druiden

von Helmut Knoblauch


Die Druiden galten bereits in vorkeltischer Zeit als die Hüter und Bewahrer des Heiligen Wissens von Volk, Stamm und Familie. Über sie ist wenig bekannt, unter anderem auch deshalb, weil sie keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen und ihr Wissen nur mündlich weiter gaben. Unbekannt sind auch ihre Herkunft und der Ursprung ihrer Lehre. Das Wissen über sie entnehmen wir in erster Linie antiken Politikern, Reisenden und Schriftstellern wie zum Beispiel Cäsar, Diodorus Siculus, Strabo und Livius. Wegen ihrer umfassenden Bildung und ihres beeindruckenden Wesens sprachen die Römer mit größter Hochachtung von ihnen. Was von ihnen übrig bleibt, ist die Erinnerung. Die Erinnerung an eine Gesellschaft, die dem zersplitterten keltischen Volk einen inneren Zusammenhalt und damit eine Ausrichtung auf ein Lebensziel gab.


Die Aufgabe

Noch zur Zeit Cäsars bildeten die Druiden die Priesterklasse der Kelten und standen neben dem Adel (equites, Rittern) an der Spitze der Gesellschaft. In der Person von Gaius Julius Cäsar (100 ”“ 44 v.Chr.) finden wir einen Gewährsmann, der uns noch die direktesten Informationen über das Wesen der Druiden vermittelt. Als Politiker und Feldherr zählte er gerne druidische Vertreter zu seinen Gesprächspartnern. In den Druiden sah er in erster Linie Männer des Geistes, Intellektuelle, die einen bedeutenden Einfluss auf das soziale und politische Leben der Kelten ausübten.  Gemäß seinen Aufzeichnungen in "De bello gallico" waren sie Richter, Gesetzgeber und Lehrer.
Caesar hat geschrieben:In ganz Gallien gibt es zwei Klassen von Menschen, die Geltung und Ehre genießen, denn das niedere Volk nimmt beinahe die Stellung von Sklaven ein ... Die eine Klasse ist die Klasse der Druiden, die andere Klasse ist die der Equites. Die Druiden versehen den Götterdienst, besorgen die öffentlichen und privaten Opfer und legen die Religionssatzungen aus. Bei ihnen finden sich Männer in großer Zahl zur Unterweisung ein, und sie genießen hohe Verehrung, denn sie entscheiden bei fast allen öffentlichen und privaten Streitigkeiten. Sie sprechen das Urteil, wenn ein Verbrechen begangen wurde, ein Mord geschah, Erbschafts- oder Grenzstreitigkeiten ausbrechen; sie setzen Belohnungen oder Strafen fest. Fügt sich ein Einzelner oder ein Volksstamm ihren Entscheidungen nicht, so schließen sie die Betroffenen vom Götterdienst aus. Dies stellt bei den Galliern offenbar die härteste Strafe dar.  ... An der Spitze aller Druiden steht offenbar derjenige, der bei ihnen das größte Ansehen genießt   ..... Die Druiden ziehen gewöhnlich nicht in den Krieg und zahlen auch keine Abgaben wie die übrigen Gallier. Sie sind vom Waffendienst befreit und haben keine anderen Verpflichtungen."
(De bello gallico, VI, 13/14)

Es erstaunte die Römer zutiefst, dass sich in den Reihen der "Barbaren" Menschen von großer Gelehrsamkeit befanden, die ein großartiges Wissen auf den verschiedensten Gebieten besaßen: Politik, Naturwissenschaft, Geographie, Mechanik, Philosophie, Psychologie, Astronomie. Kraft dieser Fähigkeiten stellten sie den inneren Zusammenhalt der verstreuten keltischen Volksgruppen dar. Es war ihr Bezug zu den geistigen Quellen ihrer Religion und ihr Bewusstsein der göttlichen Archetypen, die ihnen ermöglichte, diese transnationale Verbindung auszuüben.


Die Götter der Druiden

Wie alle anderen Religionen hatte auch das Druidentum seine Götter, wobei diese Anderswelt die irdische Realität in einer seltsamen Gleichzeitigkeit und permanenten  Anwesenheit durchdrang. Wieder einmal ist es Cäsar, der uns dafür das älteste Zeugnis liefert:
Caesar hat geschrieben:Als Gott verehren sie besonders Merkur. Von ihm gibt es die meisten Bildnisse, ihn halten sie für den Erfinder aller Künste, für den Führer auf allen Wegen und Wanderungen, ihm sprechen sie den größten Einfluss auf Gelderwerb und Handel zu. Nach ihm verehren sie Apoll, Mars, Jupiter und Minerva. Von diesen haben sie ungefähr dieselben Vorstellungen wie die anderen Völker. Apoll soll die Krankheiten vertreiben, Minerva die Grundelemente des Handwerks und der Künste lehren, Jupiter die Herrschaft über die Götter ausüben, und Mars soll die Kriege führen.
(De bello gallico, VI, 17)

Der gallische Merkur weist jedoch, abgesehen von seinen Hoheiten über Handel und Strasse, wenige Gemeinsamkeiten mit dem römischen Merkur auf. Vielmehr ist es der Gott Lug, der als Hauptgott der Kelten und somit der Druiden galt. Im Unterschied zu anderen Gottheiten werden ihm nicht nur eine oder zwei besondere Eigenschaften zugesprochen, Lug ist vielmehr der Gott mit den "vielen Fähigkeiten". Im Mythos unterstützt er die Kräfte der Ordnung, die gegen das Chaos ankämpfen. Unter anderem steht sein Name in Verbindung mit der Stadt Lyon, die bei den Galliern als heilige Stadt galt.

In der Figur des Lug lässt sich die zentrale Verantwortung der Druiden erkennen: dank ihrer Fähigkeiten, die sie aus der Welt der Materie heraushebt und diese beherrschen lassen, bilden die Druiden das geistige Zentrum der Kelten. Sie sind diejenigen, die die Ordnung von einer höheren Ebene aus garantieren.


Die Gesellschaft der Druiden

Im Vergleich der Kulturen lassen sich die Druiden mit den indischen BRAHMANEN und den römischen FLAMINES vergleichen. Die Druiden bildeten jedoch im Unterschied zu den beiden oben erwähnten Kasten keine in sich geschlossene Klasse. Jeder konnte ungeachtet seiner Herkunft ein Druide werden.

Druiden waren all jene, die ein höheres Studium hinter sich gebracht hatten. Wenngleich bei den Kelten alle Kinder des Adels einen allgemeinen Unterricht genossen, mussten die angehenden Druiden bis zu 20 Jahre studieren, um die höchsten Weihen zu empfangen. Davor gab es verschiedene Zwischenstufen der Ausbildung. Strabo, der sich auf Poseidonius beruft, berichtet darüber:
Strabo hat geschrieben:Auf der höchsten Rangstufe standen die eigentlichen Druiden; gefolgt von den VATES (Seher und Wahrsager), sowie von den Barden.


Bei jedem Opfer musste ein wahrer Druide anwesend sein. Am bekanntesten ist wohl die Zeremonie des Schneidens der Mistelzweige:
Plinius der Ältere hat geschrieben:Die Druiden kennen nichts Heiligeres als die Mistel und den Baum, auf dem sie wächst. ... Die Mistelernte fand am sechsten Tag im Mondzyklus statt ... denn der Mond verfügt dann zwar schon über eine ziemlich große Kraft, hat aber noch nicht die Hälfte seines Laufes vollendet. Der Druide schnitt die Mistelzweige persönlich mit einer goldenen Sichel ab ... die Zweige wurden in einem weißen Tuch gesammelt ... und der Druide trug dabei ein weißes Gewand.
(Hist. nat. XVI, 249).

Das Ritual schloss mit der Opferung eines weißen Stieres. Vermutlich benutzten die Druiden „nur“ eine vergoldete Bronze- bzw. Eisensichel, was für die Deutung der Symbolik unerheblich ist. Was zählt, ist die Symbolik der Verbindung der Gegensätze  in der Form von Gold - Sonne und Sichel - Mond. Die Druiden waren überzeugt, dass die Mistel alle Krankheiten zu heilen vermöge, indem sie die positiven Lebenskräfte des Menschen verstärkte. Dieser Halbparasit verfügt auch wirklich über eine ganze Reihe erstaunlicher Eigenschaften: sie ernährt sich nur über ganz bestimmte Wirte, bildet ihren Farbstoff jedoch unabhängig davon und bleibt daher immer grün. Entgegen dem üblichen Jahresrhythmus bildet sie ihre Früchte im Winter und wächst am besten in der Nähe von Wasser, ohne jedoch selbst anzuschwellen.

Die Mistel als Pflanze, die weder ganz der Erde, noch dem Himmel angehört, stand für die Unsterblichkeit und eröffnete somit den Übergang in die Anderswelt.

Die VATES als nächste Stufe in der Hierarchie der Druiden galten als Seher und Wahrsager und waren die Ausführenden der Opferhandlungen.

Weiterhin stellten die BARDEN die Gruppe der Komponisten und Vortragenden von Hymnen und Gebeten dar. Sie übernahmen durch ihren Vortrag die Weitergabe der Traditionen und Weisheiten in poetischer Form.


Die Lehre

Ein Charakteristikum druidischer Lehre ist das Verbot der schriftlichen Weitergabe. Allerdings benutzten sie
Caesar hat geschrieben:in allen anderen Staats- und Privatgeschäften die griechische Schrift.
(De bello gallico, VI, 14)

Die Ursache für dieses Verhalten dürfte darin gelegen sein, dass die mündlich überlieferte Tradition - neben den Gründen der Geheimhaltung -  etwas Lebendiges darstellt.

Die Druiden lehrten die harmonischen Bewegungen der Himmelskörper, die Entstehung der Erde und die der Menschen. Gemeinsamkeiten findet man bei den Hindus, Ägyptern und Griechen, was die Aufeinanderfolge von "Sieben Welten" betrifft, sowie das Entstehen und Vergehen neuer Kontinente. Ähnlich wie bei den Parsen (Persische Anhänger des Zoroaster) wurden alle Feuer der Kelten zum Samuin Fest (1. November, 40 Tage nach der Tag- und Nachtgleiche Ende September) gelöscht, lediglich die der Druiden brannten weiter. Diese waren dann Initialpunkt für einen neuen Zyklus.

Die Gottesdienste der Druiden wurden immer im Freien abgehalten, vornehmlich auf einem Platz, der von 12 Menhiren umgeben war. In ihren Unterweisungen bezogen sie sich auf die Einheit des Lebens, auf ein geistiges Urprinzip, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele und die Wirkung von 7 Grundgesetzen in der Natur.
Diodor von Sizilien hat geschrieben:Die Lehre des Pythagoras von der Unsterblichkeit der Seele hat bei ihnen viel Gewicht.
(V, 28)
Lucanus hat geschrieben:Der Druiden Ansicht nach gelangen die Schatten (Seelen) nicht in die stillen Gefilde von Erebus und in die bleichen Reiche von Dis; es herrscht also weiterhin der gleiche Geist, nur in einem anderen Körper und in einer anderen Welt.
(Pharsalia, V)

Ihre Weisheitslehren wurden mündlich in ca. 20.000 so genannten Triaden zusammengefasst. Darin beziehen sie sich auf menschliche Werte wie Menschenliebe, Redlichkeit, Freundschaft, Gerechtigkeit und Güte. Eines ihrer Symbole für die Gottheit war die Schlange, bisweilen bezeichneten sie sich selbst als Schlangen. In diesem Zusammenhang stehen Zeremonien, in denen auch das Ei eine besondere Rolle spielt. Die Schlange als Gottheit der Zeit verschlingt den Kosmos, das Weltenei, um wiederum in einen neuen Zyklus einzutauchen. Ihre Lehre gilt demnach als universell, da sie sich zeitlich wie räumlich über die keltische Zivilisation erhebt.


Der Untergang

Das Druidentum ging mit der Zerstörung der berühmten Stadt Alesia (das heutige St. Reine, Cote d'Or, nordwestlich von Dijon) zugrunde. Alesia war bekannt wegen seiner alten Mysterien. Cäsar machte mit seinen Legionären im Jahre 50 v. Chr. die Stadt dem Erdboden gleich. Nicht lange danach (21 n. Chr.) wurde von den Römern eine weitere Stadt zerstört, die ebenfalls ein druidisches Ausbildungszentrum beherbergte: Bibraktis, das heutige Autun. Auch hier wurden mehr als 40.000 Studierende in Literatur, Rechtswissenschaft, Medizin, Architektur und Philosophie unterrichtet. Bibraktis war die letzte Stadt in Gallien, die die Mysterienkulte im klassischen Sinn kannte und pflegte (Helena Petrovna Blavatsky, Die Geheimlehre, Band III).
Eine weitere große Ausbildungsstätte befand sich auf der heutigen Insel Anglesey im Nordwesten Wales, die von Schülern aus der damals gesamten keltischen Welt besucht wurde. Der römische Feldherr Suetonius zerstörte dieses Zentrum im Jahre 60 n. Chr. Seine Begründung war, dass sich dort ein Widerstandsnest des gallischen Aufstandes befinden solle. Außerdem soll sich in Anglesey das Finanzzentrum der Druiden befunden haben, in dem das Gold aus den irischen Wicklow-Mountains umgeschlagen wurde.

So endete die gallisch-keltische Tradition der Druiden. Was bleibt sind letzte Reste vergangener Größe. Und vor allem die Erinnerung. Die Erinnerung an Weisheiten, die unvergänglich sind, weil sie allen großen Kulturen eigen waren und sind.


Die Erinnerung

Was haben die Druiden so Besonderes an sich gehabt, dass sie es vermochten, in unserem Bewusstsein über 2000 Jahre in so guter Erinnerung zu bleiben? War es eine ihrer vielen besonderen Fähigkeiten, war es deren Gesamtheit? Das Rätsel der Druiden erschöpft sich sicherlich nicht an ihren äußeren Fähigkeiten. Wenn diese auch unbestritten sind, so kommen wir dem Wesen der Druiden doch nur auf die Spur, wenn wir das „mehr“ zu ergründen versuchen, das sich jenseits der Summe ihrer Fähigkeiten verbirgt. Dieses „mehr“ bezieht sich auf die geistige Rolle der Druiden, die sie für das gesamte keltische Volk spielten. In dieser Funktion als Mittler zwischen den höheren Mächten und den Menschen repräsentierten sie die geistige Einheit der Kelten. Als Wanderer zwischen den Welten vermittelten sie eine Gerechtigkeit, die nicht von dieser Welt stammt. Damit hinterließen sie der Welt ein unsterbliches Vermächtnis und gruben sich tief in unseren Erfahrungsschatz. Das, was von ihnen bleibt, ist die Gewissheit, dass das Leben zielgerichtet ist, ausgerichtet auf eine andere Welt, die so genannte „Anderswelt“. Diese Anderswelt ist der zeitlose Ort, an dem der göttliche Gedanke Wirklichkeit geworden ist. Die Druiden waren auf der ständigen Suche danach in ihrem Denken und Leben und sind damit ein Beispiel für uns Menschen geblieben.


Literatur:
Botheroyd, S.: „Lexikon der keltischen Mythologie“, Diederichs, 1996
Blavatsky, H.P.: „Die Geheimlehre“, Band III
Clarus, I.: „Keltische Mythen“, Walter, 1991
Markale, J.: „Die Druiden. Gesellschaft und Götter der Kelten“, Goldmann, 1989


(aus: Abenteuer Philosophie, Heft Nr. 99)
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Vrouwe van Lafelt
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Thank you..* bows *

very interesting to read this all... :)
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