Tanga statt Bruche

Was geht im Mittelalter?
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Norbert von Thule
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Tanga statt Bruche

Beitrag von Norbert von Thule »

Aktuelle News:
Christoph Mair hat geschrieben:
Tiroler trugen früher Tanga

Ein etwas verstaubtes Stückchen Stoff verzückt derzeit die Archäologen nicht nur in Innsbruck. Es handelt sich um die älteste Unterhose Tirols aus dem 15. Jahrhundert.


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(Bild: Nutz)

Archäologen wollen ja schon von Berufs wegen immer wissen, was darunter ”“ unter der Erde ”“ liegt. Dabei blieb ihnen bisher oft verborgen, was Mann und Frau früherer Generationen darunter getragen haben. Denn selbst wenn sie Erdgräber freilegen, hat der Zahn der Zeit von den Textilien meist nicht mehr viel übrig gelassen.
Seit einiger Zeit hat das Team um Universitätsprofessor Harald Stadler vom Institut für Archäologien, Fachbereich Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck, aber ein Anschauungsobjekt für die Dessous-Mode des 15. Jahrhunderts in Händen: ein bräunliches Stück Leinen, das trotz einiger ramponierter Stellen deutlich die Form einer Unterhose hat, die mit Bändern zu verschnüren war. Gefunden wurde das Stück Stoff 2008 bei den Renovierungsarbeiten auf Schloss Lengberg bei Nikolsdorf in Osttirol. Die Unterhose in Tangaform sei wie Hunderte andere Textilienfragmente auch im Schutt einer Gewölbezwickelfüllung der Decke zwischen erstem und zweitem Obergeschoß zum Vorschein gekommen, erzählt Archäologin Beatrix Nutz. Sie widmet den Textilienfunden ihre Doktorarbeit mit dem Arbeitstitel „Unters Kleid geguckt. Die Textilien aus der Zwickelfüllung von Schloss Lengberg“.
Die Archäologen stufen das kleine Höschen als mittlere Sensation ein, nicht nur, weil sein Erhaltungszustand ein ausgesprochen guter ist. Anhand des Fundes könnte die Geschichte der Unterwäsche im Spätmittelalter neu geschrieben oder zumindest um einige Kapitel erweitert werden, glauben sie. Stadler spricht vom ersten derartigen Fund in Österreich. „Über die Bodenarchäologie finde ich nur, was sich in der Erde hält“, sagt der Professor. Die stärkere Beachtung von Zwickelfüllungen und Zwischenböden sei in der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie ein junges Kind. Bisher sei man in der Frage, was mittelalterliche Menschen darunter trugen, weitgehend auf Abbildungen angewiesen gewesen, die eine Unterbekleidung, besonders bei Männern in Bädern, zeigen, die dem Fund ähnlich ist, erklärt Nutz.
Dass das Höschen wirklich eine derart lange Geschichte hat, bewies endgültig eine Altersbestimmung mittels der C14-Methode (Radiokohlenstoffdatierung). „Die Hose war im Zeitraum zwischen 1440 und 1485 in Gebrauch“, kann Nutz die Entstehungs- bzw. Benützungszeit der Unterhose ziemlich genau eingrenzen. Den Endpunkt kennt sie deshalb so genau, weil die Quellen davon berichten, dass die Um- bzw. Ausbauarbeiten an Schloss Lengberg, in deren Zuge auch das zweite Obergeschoß aufgesetzt worden war, zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen waren. Warum die Hose letztlich als Isoliermaterial in einem Gewölbezwickel Verwendung fand, darüber kann Nutz nur spekulieren. Sie tippt aber auf die einfachste Form der Müll­entsorgung.
Ebenso Spekulation bleibt, wer die Unterhose getragen hat, ob der Besitzer männlich oder weiblich war. Eine DNA-Analyse an der Gerichtsmedizin in Innsbruck verlief ergebnislos. Fest steht aber, dass das Teil viel in Verwendung war, darauf deuten einige Reparaturnähte und eingenähte Flicken hin.
Beatrix Nutz ist derzeit damit beschäftigt, das Höschen einer Textilanalyse zu unterziehen. Sie zählt die Fäden pro Zentimeter, um herauszufinden, wie fein das Leinen gewebt ist. Auch die Nähte und Säume will sie unter die Lupe nehmen.
Übrigens: Noch ist auch der Tragekomfort von spätmittelalterlichen Unterhosen ein Rätsel. Eines jedoch, das gelöst werden soll und kann. Über Schnittmuster soll die Unterhose nachgeschneidert werden. Mit dem Original und anderen Funden aus Lengberg sind später auch Ausstellungen geplant.
(Quelle: TT)
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Nicole
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Nicole »

Komisch, mir fällt bei dem Teil spontan nur "Monatshygiene" ein.

N.
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Norbert von Thule
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Norbert von Thule »

... und zu einem Hörnerhelm Doppeldildo?
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Nicole
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Nicole »

...nicht wirklich. Man hat in Klosternähe Holzdildos gefunden (etwas, das keiner hören wollte. Sorry).
Aber ich will mich hier auch nicht in Montrose' Fachgebiet einmischen *g*

http://www.youtube.com/watch?v=xzKYp4_7zW8

N.
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fortis21
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von fortis21 »

sie können meine Großvaterunterhosen von Böhmen nächst studieren. Diese sind auch sehr alt.

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Norbert von Thule
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Norbert von Thule »

Gestern im Jeverschen Wochenblatt unter der Überschrift:

Im Mittelalter gab es keine Unterhose“
Was Frau und Mann in den vergangenen Jahrhunderten unten drunter trugen, zeigte am Dienstagnachmittag Museumsmitarbeiterin Christel Ney den Besuchern der beliebten Mußestunde für Senioren im jeverschen Schlossmuseum. Unter dem Thema „Warmes darunter ”“ Unterwäsche und Mieder“ tauchten die zahlreich erschienenen Senioren in die Welt der Unterwäsche ein. Im Steinsaal des Schlosses verriet Christel Ney ihren aufmerksamen Zuhörern so manches Dessous-Geheimnis aus den vergangenen Jahrhunderten. „Im Mittelalter gab es überhaupt keine Unterhose. Vor allem Frauen trugen lediglich ein Hemd unter ihren Kleidern“, sagte die Museumsmitarbeiterin.
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Nicole
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Nicole »

Bis dato hat man ausser den Unterhemden/Kleidern weder Funde noch Quellen (und daraus resultiert die Annahme/Behauptung, es habe keine gegeben). Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass sich eine Frau mit dem blanken Hintern auf Pferd setzt.
Es gibt eine Bildquelle des Spätmittelalters, die eine Frau zeigt, die sich eine Unterhose anzieht (als "verkehrte Welt", denn der Mann spinnt)
Ein Hinweis aus einer französischen Quelle auf "Menstruationsläppchen"(Textquelle, von daher völlig unbekannt, wie das aussieht ist nicht beschrieben).
Für die Männer sind die unterschiedlichen Formen der Bruche auf Bildquellen relativ gut nachvollziehbar.
Daher ist der Textilfund so "interessant".

gotes gruoze
N.
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Montrose
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Montrose »

Man kann sich der Frage mit gesundem Menschenverstand nähern. Wenn Verschmutzung droht, dann ist es einfacher und auf Dauer billiger, ein kleines Stück Unterhose auszutauschen und zu waschen anstatt das ganze Obergewand. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Leute damals nicht genauso gedacht haben.

Fraglich ist, ob sich der "Abrieb" bei verschiedenen Obergewändern unterscheidet. Vielleicht dringt ein Kleid weniger in das finstere Tal ein als eine Hose und bedarf deshalb weniger oder sogar keiner Unterfütterung. Eine Aufgabe für die experimentelle Archäologie.

Ebenso stellt sich die Frage, ob Frauen in Zeiten, als es keinen Büstenhalter gab, alle einen Hängebusen entwickelten. Wenn man sich Filme über nackte Stämme mit farbiger Haut (also über Negers) anschaut, dann sind die Frauen erstaunlich gut in Form.
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Thilo
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Thilo »

Wer gründet nun das Tanga-Banner? :joker *zumtanzmeisterzeltschiel*
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bruder rolf
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von bruder rolf »

hä hä der war gut
Marshall der Templer Komthurey Gut Hebscheid

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Scud von Hochstaden
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Re: Tanga statt Bruche

Beitrag von Scud von Hochstaden »

Nicole hat geschrieben:...nicht wirklich. Man hat in Klosternähe Holzdildos gefunden (etwas, das keiner hören wollte. Sorry).
(...)

N.
Entschuldige dich nicht, du würdest dich wundern wie viele das doch hören wollten
“Gott kennt Gnade, ich nicht.“ :101

Niemals vergessen,niemals verzeihen.

Jemandem die Warheit ins Gesicht zu sagen ist keine Sünde
~Scud von Hochstaden , Erzbischof von Köln
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