Kirsten Röder hat geschrieben:
Von Rittern, Bonbons und dem Mäusebaron
Zum dritten Mal hatte Patricia Gräfin Beissel von Gymnich zum „Kinderritter aus Leidenschaft“ auf Burg Satzvey eingeladen. Den Kindern bot sich ein großartiges Schauspiel.
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„Prinz Eisenherz“ wuselte aufgeregt umher. Welches Häuschen wird die kleine Farbenmaus wohl auswählen? Kinderaugen beobachten gespannt die Wege des Nagers. Erik (5) hatte seinen „Taler“ auf das blaue Häuschen mit dem Einhorn gewettet, Nils (3) bevorzugte den Zauberer auf dem roten Haus. „Das ist ein Glücksspiel aus dem Mittelalter“, erläuterte Peter Friedrich. Der „Mäusebaron“ hatte ein halbes Dutzend der kleinen Farbenmäuse von „Prinz Eisenherz“ bis „Prinzessin Shaky“ im Gepäck und ließ eine nach der anderen im Viereck laufen. Wer auf das richtige Häuschen setzte, gewann einen „Edelstein“. Der ging diesmal an Nils.
Nach Lust und Laune mit Bogen geschossen
Zum dritten Mal hatte Patricia Gräfin Beissel von Gymnich zum „Kinderritter aus Leidenschaft“ auf Burg Satzvey eingeladen. Den Kindern bot sich ein großartiges Schauspiel. Nicht nur, dass es entlang des Burgrings viele Stände rund um Ritter & Co. zu entdecken galt, vielmehr lagerten hinter der Burg auf 4,5 Hektar Land Ritter. Zahlreiche Zelte waren dort aufgeschlagen. Hier konnten Kinder und Eltern nach Lust und Laune mit Pfeil und Bogen schießen, beim „Dosenwerfen“ auf Burgen und Ritter zielen oder das „Tjosten“, das Lanzenstechen hoch zu Pferd, üben. „Wir freuen uns, wenn es den Kindern Spaß macht“, so die Gräfin: „Aber auch, wenn sie etwas über das historische Mittelalter lernen.“
ließ sich der vier Jahre alte Max einen eisernen Helm setzen. Mehr Mittelaltergefühl kann man heutzutage kaum erfahren. (Foto: Kirsten Röder)
Eine Menschentraube bildete sich bereits kurz hinter dem Eingangstor, wo Stefan Jacobs und seine Mannen Kinderträume wahr werden ließen: die Kleinen durften Ritterrüstungen mitsamt Kettenhemd anprobieren ”“ fünf Helme gab es zur Auswahl. Auch Max (4) aus Aachen war begeistert. Solche Rüstungen kannte er bislang nur aus Kinderbüchern. Nicht minder viel Spaß hatten die Mädchen. Die achtjährige Fee aus Niederkassel spannte die Armmuskeln an, um stolz eine „Bardiche“ in die Höhe zu halten. Eigentlich sah das Gerät wie eine Sense aus. „Das ist der Nachläufer einer Sense“, erläuterte Günter Speckenheuer: „Der Bauer durfte damals keine Waffen besitzen, sondern nur Arbeitsgeräte für sein Tagwerk. Doch die Bauern, pfiffig wie sie waren, wollten eine Schlagwaffe, um sich verteidigen zu können, so bauten sie die „Sense ein bisschen um.“ Speckenheuer ist ein „alter Hase“ auf Burg Satzvey. Seit 17 Jahren ist er mit der Ritterformation „Verus Malleus“ (was „Der wahre Hammer“ bedeuten soll) bei den Ritterspielen für Erwachsene dabei.
Alte Handwerke kennenlernen
Alte Handwerkskünste wurden zudem vorgeführt: so konnten die Kinder Papier schöpfen, dem Schmied über die Schulter schauen, oder beim Kammweben helfen. Aber was haben der Imker und sein Honig im mittelalterlichen Treiben zu suchen? „Im Mittelalter hatte man noch keinen Zucker“, erklärte Thomas Fischer. „Wenn man was Süßes haben wollte, ging das nur über Bienenhonig.“ Oft hätten die Rittersleut’ Honig pur genossen. Die Mönche arbeiteten dagegen Kräuter ein und legten Honig in Platten zum Trocknen aus, um eine Art Bonbons herzustellen. „Die Imker haben immer eine Armbrust mitgehabt“, beflunkerte Fischer die staunenden Kindern. „Natürlich nicht, um auf die kleinen Bienen zu schießen, sondern auf die wilden Tiere, denn da wo Bienen, da auch Bären.“
Bis zur letzten Minute nutzten viele Besucher das „Getümmel“, um alles in Augenschein zu nehmen. Am Pranger zauderten viele Kinder. Er flößte ihnen wohl zu viel Angst ein. Mama Marie Stark aus Bonn steckte jedoch mutig ihren Kopf zwischen die Balken einer Halskrause. Die Tomburg-Ritter kannten kein Pardon mit ihr. Körbeweise hätten sie bereits Köpfe weggetragen, prahlte „Henker Jörg vom Schneewald“. Furchteinflößend wie sein Beil war sein Schrei, als er mit der Hiebwaffe ausholte.
Joshua (3), Noah (6) und Aaron (6) aus Düren waren am Ende glücklich. Für ihre „volle“ Stempelkarte, die es erstmals beim Kinderritter-Tag auf Burg Satzvey gab, durften sie etliche kleine Edelsteine als Belohnung mit nach Hause nehmen.