Bildergalerie:Ralf Rohrmoser von Glasow hat geschrieben:
Mittelaltermarkt in Blankenberg
Nackedei am Maronenstand
In Stadt Blankenberg konnte man am Wochenende eine Zeitreise ins Mittelalter machen. Auf dem Marktplatz fand der traditionelle Mittelaltermarkt statt. Das hier ein Nackedei in aller seelen Ruhe zum Maronenstand geht störte kaum.
Sanft wabern die Dampfschwaden über der sich kräuselnden Wasseroberfläche. Genau so sanft plätschert das Gespräch der Menschen im Holzzuber. Mitglieder der Single-Mittelalter-Gruppe bei Facebook haben sich zum gemeinsamen Bad bei der Zuberwölfin Marita auf dem Mittelaltermarkt in Stadt Blankenberg getroffen. Im wunderbar warmen Wasser hockt mittendrin der Autor und lauscht den Erzählungen der Profi- und Hobbyfreunde vergangener Jahrhunderte. Wie einfach es ist, nach Burg Satzvey zu kommen, wie chaotisch aber liebevoll die Rittertage auf Burg Geretzhoven sind, was demnächst auf Schloss Merode los ist. Und vom legendären „Mariö“ berichten sie.
Der war bislang immer der Einzige, der schon mal aus der Bütt sprang und nackt über den Marktplatz flitzte. Jetzt ist der „Badekönig“ entthront, am Freitagabend, so heißt es, holte sich ein anderer Nackedei in aller Ruhe Maronen am nahe gelegenen Stand.Rund 1200 Liter hält die Zuberin in dem aus einem Weinfass geschnittenen Ring auf knapp 40 Grad. „Nur“ 700 Liter fasst der zweite Bottich. Ihre Gastherme wird genau so regelmäßig überprüft wie die Wasserqualität. Und ungeduscht kommt schon mal gar keiner hinein ins warme Nass, eine Anleitung auf Holz zeigt, wie man sich sauber gemacht.
Es sind hauptsächlich Mittelalterfreaks, die sich hier einfinden. Sie reisen zu den vielen Märkten in Deutschland, und mindestens eine Zuber-Runde muss drin sein. Zu empfehlen ist das allemal, die Perspektive auf das Spektakel draußen verschiebt sich. Die Bühne direkt daneben rückt weit weg, plötzlich ist der Schreiber selbst im Rampenlicht. Bekannte Gesichter tauchen auf: „Wir wollen Dich baden sehn!“ Kollegen kommen vorbei, klar werden Bilder gemacht, und immer die Frage: „Wie ist es?“ Darauf gibt es nur eine Antwort: „Selber machen!“Das Faszinosum dieser schrägen Ansammlung von Menschen, die das Mittelalter nacherleben wollen, rückt näher. Da ist Simon Goebelmanns, der eigens aus Hamburg anreist, um sich als Deutschordensritter Konrad zu präsentieren, mit Schwert und Morgenstern. Oder Ritter Martinus von Hurlebach, der sich ein Schwertgefecht für ein Gottesurteil nach dem Marktgericht liefert, das er natürlich gegen seinen Knappen Jens gewinnt. Seine leibeigene Magd hatte sich einen Tag zu früh die Freiheit genommen, das brachte ihr eine Strafe ein. Marktvogt Sieghard von Hassel vom Verein Zarorien, der die Katharinen-Kirmes mit den Karnevalsfreunden Stadt Blankenberg organisiert, hatte das Urteil gesprochen.
Er hatte zuvor schon mit einer Parade den Markt eröffnet. Gaukler, Musikanten, Tänzerinnen zogen durch die stimmungsvolle Kulisse. Ein Steppenadler machte beim Gang an den 67 Ständen vorbei seine Flügel auf, drei Saker-Falken und ein Uhu verbreiteten einen Hauch höfischer Lebensart. Gewürze, Met, Handwerker, Gewandungen ”“ die Mischung stimmt, mehr als 10.000 Menschen kamen.
Ritter Martinus kämpft mit dem Schwert seinen Knappen nieder.Â
Zuberwölfin Marita wacht neben der Hygiene natürlich auch über die Sittsamkeit in ihrem Badehaus.