13. Jahrhundert - Regensburg 03.04.12 BR

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Norbert von Thule
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13. Jahrhundert - Regensburg 03.04.12 BR

Beitrag von Norbert von Thule »

Das Bayerische Jahrtausend - 13. Jahrhundert - Regensburg am 03.04.12 im BR um 22.00 - 22.45 Uhr

Regensburg ist eine der ältesten Städte Deutschlands und war über Jahrhunderte hinweg königliche und herzogliche Residenzstadt im Herzen Bayerns. Im 13. Jahrhundert gibt es keine vergleichbare Stadt in Süddeutschland: Regensburg ist Bischofssitz, seine etwa 15.000 Einwohner sind wohlhabend, die imposante Steinerne Brücke über der Donau gilt im Mittelalter als eines der Weltwunder. Als durch den Mongolensturm Anfang der 40er-Jahre der für Regensburg so wichtige Osthandel schlagartig zusammenbricht, steht die aufstrebende Kaufmannfamilie Zant beinahe vor dem Ruin. Doch die Zants erschließen neue Märkte und konzentrieren sich auf den Handel mit ausländischen Gewürzen. Auch Luxusgüter wie Safran und Pfeffer finden Käufer. Ein neues Zahlungsmittel kommt für die Menschen des 13. Jahrhunderts immer mehr in Mode: Münzen statt Naturalien. Vor allem der Regensburger Pfennig wird zu einer weit verbreiteten Währungseinheit. Mit dem gestiegenen Bedarf an Münzen bekommt auch eine andere Verdienstmöglichkeit Bedeutung: der Geldverleih und damit die Frage, ob man dafür Zinsen nehmen dürfe. Viele vermögende Bürger bauen eigene Kapellen für ihr Seelenheil und investieren in große Bauwerke wie den Regensburger Dom. Er entsteht im neuesten gotischen Stil, mit großen farbigen Fenstern, die die Wände der Kathedrale auflösen und den Raum in ein überirdisches Licht tauchen. Zusammen mit der Steinernen Brücke (Bild © ddp) bildet der Dom noch heute das Wahrzeichen von Regensburg.

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Max Hägler hat geschrieben:Das Erstaunen war groß bei Regensburgs Kulturreferent Klemens Unger, als er dieser Tage erfuhr, dass gerade ein Film über seine Stadt gedreht wird. Nichts hatte er davon erfahren - dabei steht doch sein Vorzeigebauwerk im Mittelpunkt: die Steinerne Brücke, Symbol für den Aufstieg Regensburgs zur Handelsmetropole im 13. Jahrhundert. Die Brücke ist Aufhänger einer aufwendigen Produktion des Bayerischen Rundfunks (BR), die von Tatort-Darsteller Udo Wachtveitl präsentiert wird und Ende kommenden Jahres laufen soll. Die Zuschauer sollen über Computeranimationen und natürlich über die möglichst originalgetreue Nachstellung historischer Szenen in das damalige Leben hineingezogen werden.
Für die Geschichte über Regensburg schickte das Filmteam Fuhrwerke auf die Steinerne Brücke, dazu Gestalten in Kutten und Lederstiefeln, ein Scharmützel mit Reitern des Herzogs von Bayern wurde nachgestellt. Unten, an der Donau trieben Zillen und Flöße, Fischer brachten ihre Netze aus. Doch in Regensburg hat keiner etwas von dem Dreh mitbekommen - was allerdings nicht verwundert: Der BR bastelt sich sein ideales Mittelalter zusammen und hat Regensburg nach Schwaben verpflanzt. Das Team drehte dieser Tage in einem Dörfchen namens Ebermergen. Das dortige Brücklein überspannt auch nicht die Donau, sondern einen Zufluss namens Wörnitz.
Welch ein Hohn für die Regensburger, die doch immer so stolz auf die Ausmaße ihrer Steinernen Brücke verweisen, die vor 900 Jahren errichtet wurde. "Bei aller Freude darüber, dass in Ebermergen noch eine schöne Steinbrücke die Wörnitz überspannt, dürfen wir doch darauf hinweisen, dass das Original durch nichts zu ersetzen ist", sagt denn auch Kulturreferent Unger. Regensburgs Bauwerk habe einst als achtes Weltwunder gegolten. Und schließlich sei die Donau auch noch "deutlich kraftvoller als das brave Flüsschen Wörnitz", stellt der Kulturreferent klar. Auch den "viel besungenen" Donaustrudel gebe es nun mal nur in Regensburg.
Doch genau die Kraft des Flusses und die Größe des Bauwerks gaben den Ausschlag, nicht in Regensburg selbst zu drehen, erklärt die Produktionsfirma Bilderfest. Angesichts ihrer Größe - 330 Meter misst das Original - wäre sie nur sehr aufwendig zu bespielen gewesen. "Die Brücke bei Ebermergen hatte einen glasklaren Vorteil: Sie ist kleiner und schmaler", sagt Claudia Ulrich, die sich um die Ausstattung kümmert. Das spart Komparsen, Gerüste, Technik - und damit Geld.
Dasselbe bei den Szenen auf dem Fluss: Auf der beschaulichen Wörnitz seien die Szenen nun einmal ungefährlicher gewesen. Dann gebe es noch den Punkt der Genehmigungen: Eine Steinerne Brücke, jeden Tage begangen und bestaunt von Tausenden Touristen, hätte sich nur schwer absperren lassen für die Dreharbeiten. Und im Übrigen, sagt die promovierte Historikerin Ulrich, unterscheide sich die Steinerne Brücke dieser Tage von der aus dem Mittelalter. Die Steinerne damals hatte mehrere Brückentürme, von denen heute nichts mehr zu sehen ist.
Das gesteht Klemens Unger zu, weist aber auf eine weitere Schwierigkeit hin: "Wir sind darauf gespannt, wie die Regensburger Stadtsilhouette, die offenbar per Computer nachträglich eingefügt werden soll, mit der Brücke von Ebermergen harmoniert." Diese Arbeiten würden mit viel Know-how durchgeführt, sodass man kaum etwas merke, beruhigt das Filmteam auch hier. Im Übrigen werde für die Doku natürlich auch die heutige, echte Steinerne Brücke abgefilmt und gezeigt.
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