"Scherze"? Nimm das, Weltuntergangsapostel:
Boah ey, voll getroffen. Ich sehe Sterne, ich taumle, der Boxrichter zählt mich an.
Übrigens bevorzuge ich statt "Weltuntergangsapostel" den Begriff "Prophet", ὁ προφήτης.
Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass es derzeit nicht mehr Propheten gibt. Anscheinend sind sie in Deutschland ausgestorben wie der Waldrapp. Im Alten Testament wäre bestimmt einer losgezogen. Rauschebart und Wanderstab in der knorrigen Faust. Im Mittelalter hätten Kirchenglocken und Prediger gleichermaßen gedonnert. Heute jedoch zahlt man einen Haufen Kirchensteuer, und keiner von diesen Brüdern zeigt sich in der Öffentlichkeit, wenn es mal heikel wird. In der Römerzeit, als man noch von Aposteln - ἀπόστολος, Gesandter - sprach, waren die Priester etwas mutiger. Die sind zu den griechischen Philosophen gegangen und ließen sich als unvernünftig auslachen. Auch ein Amphitheater als drohender Hinrichtungsort schreckte sie nicht ab. Aber heute ... bevor man sich zum Reden entscheidet, müsste man ja erst einmal etwas zu sagen haben. Die heutigen Kirchen kennen vielleicht noch die gute Tat (und das womöglich in die eigene Tasche), aber sie kennen nicht mehr die gute Botschaft - Evangelium - eu angelion - εὐαγγέλιον. Ich sag mir immer, wenn mal wieder ein Bettelbrief von der Kirche im Briefkasten liegt: Ich muss nicht für Afrika oder für Flüchtlinge spenden - denn ich ernähre ja schon einen deutschen Theologen, damit der nicht verhungert.
Es gibt zwei Standpunkte "alles harmlos" oder "die Zahlen steigen". Und beides führt in die Zwickmühle. Wenn die Sache harmlos ist, warum gibt es dann die einschränkenden Maßnahmen? Wenn die Sache aber nicht harmlos ist, warum gelingt es dem Staat nicht, mit seinen einschränkenden Maßnahmen Erfolg zu haben? Wenn im Zirkus der Zauberer sagt, jemand soll eine Karte aus einem Kartenstapel ziehen und nicht zeigen. Dieser jemand zieht Pik 8, und der Zauberer sagt Karo Dame .... was würde man von dem Zauberer halten?
Die Prognosen der Regierung stimmen nicht mit der Wirklichkeit überein. Dann befürworten Kanzlerin und Länderchefs verschiedene Maßnahmen. Dann machen Politiker Vorgaben, welche von den Gerichten wieder gekappt werden. Dann stehen Polzisten da und können die Gesetze nicht durchsetzen. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig, es erinnert an Clowns, die durch die Zirkusmanege kullern. Das sieht einfach nur lächerlich aus. Der Staat macht keine gute Figur.
Erstes Problem: die Dauer!!! Der Bürger schaut sich das ein paar Wochen, ein paar Monate an. Aber irgendwann kommt er ins Grübeln.
Zweites Problem: Bundestagswahl im nächsten Jahr. Um sich zu profilieren, müssen Parteien unterschiedliche Standpunkte vertreten. Die Einigkeit, die in der jetzigen Situation ein Zeichen der Stärke wäre, wird abnehmen. Und extreme Parteien werden einmal in vier Jahren die Chance suchen, an Macht zu gewinnen. Das wird ein kreischender Chor der Misstöne.
Man kann ja fast froh sein, dass sich die AFD strategisch festgelegt hat, die "Freiheit" zu verteidigen. Eine andere Strategie, die sicherlich erfolgreicher gewesen wäre, hätte folgendes Leitthema gehabt: Die Lage ist ernst und die demokratischen Parteien können ihre eigene Bevölkerung nicht schützen. Also wenn ich Politiker wäre, ich würde genau da hineinstoßen. Dass AFD und FDP an der falschen Stelle rumgurken, nehme ich fast mit Erleichterung zur Kenntnis. Aber den Schwenk hin zu diesem anderen Leitthema kann man später noch, im letzten Moment machen - wie damals Alexander der Große in der Schlacht von Gaugamela. Die Wirkung wäre verheerend, weil unerwartet.
Belegte Intensivbetten
Das ist vollkommen wurscht.
Entscheidend ist die Frage, warum der Lockdown keine Wirkung zeigt. Es geht um Glaubwürdigkeit und nicht um statistische Zahlendrehereien.
Ausufernde Zahlenspielereien erinnern an Leute, denen man Geld borgt, und die das Geld nicht zurückzahlen. Die kommen dann auch mit allerhand Ausreden daher. Dass sie auf das Pferd Willibald gewettet haben und bestimmt bald eine großen Wettpreis gewinnen. Oder dass sie sonst irgendeine "todsichere" Sache am Laufen haben und das Geld in Kürze da ist. Die Wahrheit ist immer ganz einfach. Wenn jemand mit einem Haufen Zahlen und Diagrammen daherkommen muss, dann fehlen ihm echte Argumente.
Also das ist schon komisch, mit welcher Gelassenheit die Presse reagiert. Da wird dann ein bisschen über USA, über Gesundheitsfolgen von Milch, über die üblichen Themen Öko und Frauengleichberechtigung geplaudert .... Das ist in etwa so, wie wenn eine Frau ihren Mann nach seiner Operation besuchen will, und der Oberarzt fängt sie ab. "Herr Doktor, wie geht es meinem Mann? Ist die OP gut verlaufen" "Ach Frau Müller-Schmalzkrause, kennen Sie schon das neue Kochrezept für Zwiebelkuchen?" "Herr Doktor, wie geht es meinem Mann?" "Wussten Sie schon, Frau Müller-Schmalzkrause, dass wir ganz viele Betten in dieser Klinik haben. Und alle haben sie einen rückenschonenden Federkern." "Herr Doktor, wie geht es meinem Mann?" "Liebe Frau Müller-Schmalzkrause, wir haben neuerdings eine Frau im Aufsichtsrat unserer Klinik. Sie sind doch auch eine Frau. Das müsste ihnen doch gefallen!" "Wie geht es meinem Mann? Ist die Operation gut verlaufen?" "Übrigens kann man bei uns die Fenster öffnen. Da kommt dann ganz viel frische Luft rein.
und die Seele kann besser rausfliegen, hihihi."